Von den
Anfängen der Fotografie an gab es den Wunsch nach sofortigen
Ergebnissen, vor allem für Straßenfotografie. Die frühesten Versuche
waren herkömmliche Box-Kameras mit einer "eingebauten Dunkelkammer",
ein lichtdichtes Fach im Inneren der Kamera, zugänglich über einen
schwarzen Ärmel. Es wurde ein Blatt Photopapier auf die übliche Weise
belichtet, in Entwickler, Stopbad und Fixierer getaucht, um ein
Papiernegativ zu erhalten. Das Negativ wurde erneut fotografiert und
auf die gleiche Weise behandelt.
Das Ergebnis war eine Positiv, aber der ganze Prozess dauerte eine
Weile. Diese Kameras sind noch im Einsatz in einigen Ländern wie
Afghanistan ( "the Afghan box camera").
Ein Schritt nach
vorn war die trockene Tintype (Ferrotypie), eine früher
direkt-positiver Prozess. Er verwendet dünne Metallplatten mit
schwarzem Lack, die mit einer Gelatine-Emulsion beschichtet sind. Ein
stark unterbelichtetes Bild wird entwickelt und dann mit einem
speziellen Fixiermittel behandelt. Am Ende des Prozesses nehmen die am
stärksten belichteten Partien (das Weiß) eine graue bis weiße Farbe an,
während die schwarzen Bereiche durchscheinend werden und den schwarzen
Lack durchscheinen lassen. Man erhält also ein (leicht düsteres)
Positiv, allerdings ist das Bild ein Spiegelbild, rechts nach
links vertauscht, wie ein Negativ. Die Verwendung eines unterbelichteten Bild erleichterte Porträts erheblich. . Die
Mandel Brüder erfanden weitere Verbesserungen des Verfahrens:
sie führten schwarz beschichtetem Karton von der Größe einer
kleinen Postkarte anstelle der Metallplatten ein, sie erfanden einen
60-Sekunden-Monobad-Entwickler für diese Karten, und sie erfanden
Kameras um dieses Verfahren herum. Sie nannten ihre Firma "Chicago
Ferrotype Co."
Die Mandel-ette Postcard Camera wurde im Jahre
1909 eingeführt (einige Teile wurden erst 1914 patentiert). Die Kamera
konnte mit einer Packung der Mandel-Karten bei Tageslicht geladen
werden. Nachdem sie belichtet wurde, mußte die Karte nur in den an der
Unterseite der Kamera befindlichen Entwicklungstank eingetaucht werden.
Das Foto war innerhalb von einer Minute fertig, es mußte nur noch 15
Sekunden außerhalb der Kamera gewässert werden. Das war also wirklich
schnell und blieb populär bis zur Erfindung von Dr. Lands Polaroid.
Die
Mandel-ette Karten waren 2½ × 3½ Zoll groß (ca. 6x9 cm) und wurden in
Packungen mit 16 oder 50 für nur 2 US-Cent pro Stück geliefert. Der
verkaufte Monobad-Entwickler/Fixierer ("Wonder" Developer) war einfach
zu verwenden und konnte wiederverwendet werden. Ein Starter-Set mit
einer Kamera, 16 Postkarten und Entwickler kostete nur 5 US-Dollar,
monatliche Zahlung war möglich. Das Unternehmen gab Anzeigen auf, die 8
Cent Gewinn pro Foto versprachen. Größere Formate (3x4½ Zoll) und
Multi-Format-Kameras folgten, später gab es das Karten-Material in
größeren Rollen, und es gab einen komplizierten Mechanismus, einzelne
Karten von der Rolle innerhalb der Kamera automatisch zu schneiden. Es
gab sogar Kameras, die Fotos in der beliebten Badge-Größe mit einer
Geschwindigkeit von 250 Stück pro Stunde produzieren konnten, die
"Wonder-Machine", die später auf 360 Stück pro Stunde verbessert wurde,
mit dem Namen "Wonder Cannon" wegen ihrer Form. Im
Laufe der 1930er Jahre änderte die Chicago Ferrotype ihren Namen in PDQ
(Photo Done Quickly). Deren Annoncen findet man noch bis 1958.
Das alles
verschwand schließlich wegen der Einführung des Polaroids. Ich möchte den
Mandel-Prozess wiederbeleben, aber ich habe noch nicht genügend
chemische Details gefunden. Also, wenn Sie zufällg mehr davon wissen,
melden Sie sich bitte bei mir.
Lassen Sie uns einen Blick auf die Kamera werfen:
Front. Einfache Meniskus-Linse, B-Verschluß (bleibt so lange offen, wie man drückt), Sucher.
Kamera
mit angehängtem Entwicklungstank. Die kleine Kette sichert den Tank,
indem sie an der Basis eines Stativs eingehängt wird.
Kamera mit ihrem schwarzen Ärmel.
Oberseite mit Tragegriff und Sucher.
Entwicklungstank.
Das Innere, Kartenhalter geschlossen.
Das Innere, Kartenhalter offen. Man sieht die Rückseite des Verschlusses.
Zeichnung aus der Patentanmeldung der Kartenhalterung für ein besseres Verständnis, wie die Kamera funktioniert.
Ein
sehr freundlicher Verkäufer von der großen Auktionsplattform überließ mir
eine Kopie des schwer zu findenden Handbuchs (und einige weitere
Papiere), die so genannten "Directions for operating the "Mandel-ette"".
Ich habe eine PDF-Datei daraus gemacht. . Es gibt auch die Einführung, die mit der Kamera geliefert wurde und ein Bestellformular mit seinem Umschlag.